Zweithund anschaffen? 

Vera Schmitz • 5. Oktober 2021

Zweithund - ja oder nein? Eine Entscheidungshilfe

Neulich hatte ich einen Ersttermin mit Haltern von zwei 3-jährigen Schäferhung-Boxer-Mischlingen. Um eins vorwegzunehmen: zwei wunderschöne Hunde. Aber wenn mich solche Anfragen erreichen, frage ich mich immer, wie mutig oder unwissend jemand sein muss, wenn er sich Wurfgeschwister ins Haus holt. Sie beide haben ein großes Problem, oder besser gesagt, ihre Halterin - die beiden Kraftpakete sind kaum an der Leine zu bändigen. Zudem zeigt sich das Hundemädchen aggressiv bei fremden Artgenossen.

Positiv in diesem Fall: Die Hunde bleiben, die Halter suchen Unterstützung bei mir, um die Leinenaggression der Hündin in den Griff zu bekommen.

Wie ich aus meinem Arbeitsalltag weiß, geht der Trend zum Zweit- und sogar zum Dritthund. Keine Frage, ich möchte ihn auch, den zweiten Hund. Wenn es nur nicht so viele Abers gäbe, die für mich dagegen sprechen.

In diesem Artikel gehe ich auf die häufigsten Fragestellungen ein, die aus meiner Sicht, jeder Hundehalter vor der Anschaffung eines Zweithundes bedenken sollte.


1. Warum möchte ich mir einen Zweithund anschaffen?

Es gibt viele Gründe für einen zweiten oder dritten Hund, aber welcher ist es bei dir persönlich? Fühlst du dich in tierischer Gesellschaft so wohl, dass dir ein Haustier nicht mehr reicht? Glaubst du, dass dein Vierbeiner einsam ist? Oder reizt dich der Gedanke an ein idyllisches Leben in einem Hunderudel?

Die wohl schlechteste Antwort wäre: “Damit mein jetziger Hund nicht so viel alleine ist!”.


2. Zweithund anschaffen: Wann ist der ideale Zeitpunkt?

Ich spreche immer die Empfehlung aus, erst einen Zweithund anzuschaffen, wenn der bisher Vorhandene gut erzogen ist. Denn die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sich der neue Vierbeiner die negativen Verhaltensweisen bei dem anderen abschaut.


3. Welchen Mehraufwand bringt eine Rudelhaltung mit sich?

Habe ich die Zeit, mit einem zweiten Hund notfalls alleine spazieren zu gehen? Gerade zu Beginn ist es erforderlich, jede Fellnase einzeln zu trainieren. All das erfordert nicht nur Zeit und Muße, sondern auch Spritkosten.

Bei diesen Kosten bleibt es nicht. Für den Zweithund fallen neben Futter- und Tierarztkosten erhöhte Steuern an. Zudem sollten Versicherungsbeiträge bei der Hundehaftpflicht nicht vergessen werden.


4. Wie sieht es mit der Urlaubsbetreuung von mehreren Hunden aus?

Wenn du mit deinem Hund schon mal Urlaub in einem Hotel gemacht hast, kennst du die langwierige Suche. Mit einem Zweithund fällt die Auswahl an schönen Urlaubsunterkünften noch geringer aus.

Im Idealfall kannst du auf Familie und Freunde ausweichen, die dir die Hunde während des Urlaubs oder einem spontanen Krankenhausaufenthalt abnehmen könnten.

Über einen Hund freuen sich deine Bekannten vielleicht noch, aber wie sieht es mit einem Zweiten aus? Ist dein Auto groß genug, um deine Haustiere komfortabel und sicher von einem Ort zum nächsten zu bringen?

Diese Frage stellt sich bereits bei einem einfachen Tierarztbesuch oder der Fahrt ins nahe gelegene Wäldchen.


5. Zweithund anschaffen: Welche Konstellation ist am sinnvollsten?

Für ein idyllisches Leben in einem Hunderudel - voller Harmonie - spielt die richtige Gruppenkonstellation eine große Rolle. Nicht jedes Geschlecht, nicht jede Altersklasse und schon gar nicht jeder Hundetyp passen zusammen. Wird das nicht bedacht, könnten das zukünftige Zusammenleben mit beiden Hunden zur Tortur werden! Hier müsste der Halter dann deutlich mehr managen.

Vorab sollte auch geklärt werden, ob dein Hund überhaupt andere Artgenossen akzeptiert.

Das kannst du zum Beispiel bei einem Treffen mit anderen Hundeeltern herausfinden oder beim Gruppentraining in der Hundeschule. Dort können die Vierbeiner sich ohne Leine kennenlernen. Sprich mich gerne darauf an!

5.1. Welches Geschlecht sollte der zweite Hund haben?

Bei gleichgeschlechtlichen Tieren kommt es eher zu Hause zu Konkurrenzdenken. bei Rüde und Hündin vermehrt bei anderen Hundebegegnungen. Häufig verteidigt dort der Rüde “seine” Hündin gegenüber anderen Rüden und umgekehrt.

5.2 Welcher Altersunterschied ist optimal zwischen Erst- und Zweithund?

Grundsätzlich sei erwähnt, dass der Ersthund auf den Neuankömmling am Anfang mit etwas Ablehnung reagieren kann, weil dieser eine Konkurrenz im Haus darstellt. Wenn wenigstens der Altersunterschied zwischen Erst- und Zweithund stimmt, wird sich das nach einer Weile schneller legen, da Hunde so etwas wie Respekt vor dem Alter kennen..

Meiner Erfahrung nach, bilden Hunde mit einem Altersunterschied von 3-5 Jahren am ehesten ein schönes Team.

Leider erlebe ich es sehr oft, dass ein Welpe mit einem Senior vergesellschaftet wird und sich Hundebesitzer später über Probleme wundern. Scheint der Hundesenior anfänglich noch begeistert zu sein, kommt es häufig vor, dass dieser nur mobiler wird, weil er sich von dem Welpen in Sicherheit bringen möchte oder ihn ständig maßregeln möchte. Und mal ehrlich, würdest du deiner Uroma mit 97 Jahren noch einen 4-jährigen wilden Bengel in Obhut geben?


6. Welche Veränderung kann ein weiterer Hund in deine Familie bringen?


Hunde kommunizieren in ihrer eigenen Sprachen und wissen auf einen Blick, was der andere Hund gerade denkt. Dies kann für dich bedeuten, dass deine Hunde eine Menge untereinander ausmachen und sich deine Position im Hund-Mensch-Team verändern wird.


Ich sehe die Rolle des Hundehalters als coolen und souveränen Fels in der Brandung. Das bedeutet, du strahlst Ruhe aus, benutzt nur wenige Worte und behältst in jeder Situation einen kühlen Kopf und weißt was DU willst, statt dich von den Hunden von einer Ecke zur anderen zerren zu lassen. Deine Hunde orientieren sich deshalb an dir, weil du ihnen Sicherheit gibst und es ihnen hilft, zu wissen, dass du weißt, wo es lang geht und wichtige Entscheidungen klug treffen kannst.

Reflektiere komplett, wie du als Hundehalter wirkst. Stresst es dich zum Beispiel, wenn es unterwegs Probleme bei Hundebegegnungen gibt? Der einst so brave und unkomplizierte Ersthund könnte sich mit dem neuen Rudelmitglied verbünden und beim Spaziergang andere Hunde systematisch mobben. Damit solltest du umgehen und auch in diesen Situationen souverän handeln können.

Ohne dass ich hier von Dominanz, Rudelführer und all den überholten Theorien spreche, ist es trotzdem wichtig, dass du verlässliche „Führungsqualitäten“ aus Sicht deiner Hunde besitzt.


7. Falscher Zeitpunkt zum Anschaffen eines zweiten Hundes 


Klebt dein Hund pausenlos wie eine Klette an dir? Oder verteidigt er Ressourcen wie Futter, Körbchen und Kauartikel und versteht dabei überhaupt keinen Spaß? Versucht er sogar andere Hunde anzugreifen oder wegzubeißen?


Dann musst du dir möglicherweise eingestehen, dass die Anschaffung eines Zweithundes zumindest zum aktuellen Zeitpunkt nicht infrage kommt. Denn du möchtest nicht feststellen, dass es überhaupt nicht funktioniert, wenn der andere Hund da ist, nicht wahr?



8. Fazit


Sicherlich gibt es noch weiter Punkte über die man nachdenken kann, aber ich möchte die Lust auf die Anschaffung eines Zweithundes nicht vermiesen, sondern zum Nachdenken anregen. Wenn du die oben gestellten Fragen für dich positiv bewerten kannst, steht dem Leben mit einem kleinen Hunderudel nichts mehr im Weg.


Solltest du noch weitere Fragen zu dem Thema “Zweithund” auf dem Herzen haben, kontaktiere mich! Ich stehe dir bei dieser wichtigen Entscheidung gerne zur Seite.








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Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass eine individuelle Betreuung durch einen renommierten Trainer oder eine Trainerin immer die Grundlage sein sollte, damit Nahrungsergänzungsmittel ihre unterstützende Wirkung entfalten können. Der Zusammenhang zwischen Stress und Hormonen: Bevor wir uns näher mit den pflanzlichen Inhaltsstoffen beschäftigen, ist es hilfreich zu verstehen, was im Körper deines Hundes während stressiger Situationen passiert. Zwei Hormone, Serotonin und Noradrenalin, spielen dabei eine wichtige Rolle. Serotonin, oft als "Glückshormon" bezeichnet, hat eine aggressionshemmende Wirkung und kann die Stressreaktionen reduzieren. Noradrenalin hingegen ist ein Gegenspieler und erfüllt im Körper verschiedene Aufgaben. Die Bedeutung von Tryptophan: Unser Ziel ist es, den Serotoningehalt im Körper des Hundes zu erhöhen, um Stress zu reduzieren. Direkt auf den Serotoninspiegel können wir durch die Ernährung nicht einwirken, aber auf seine Vorstufe, das Tryptophan. Tryptophan ist eine essenzielle Aminosäure, die der Körper nicht selbst produzieren kann und über die Nahrung aufgenommen werden muss. Es ist zudem ein Vorläufer für Niacin (Vitamin B3), das eine wichtige Rolle im Energiestoffwechsel und für die Funktion des Nervensystems spielt. Natürliche Quellen von Tryptophan: Eine ausgewogene Ernährung ist entscheidend, um sicherzustellen, dass dein Hund ausreichend Tryptophan aufnimmt. Glücklicherweise gibt es viele Lebensmittel, die reich an Tryptophan sind und deinem Hund helfen können, seinen Bedarf zu decken. Dazu gehören Geflügel wie Huhn und Truthahn, fettreiche Fischarten wie Lachs und Thunfisch, bestimmte Käsesorten wie Mozzarella und Cheddar sowie Haferflocken als gesunde Ergänzung zum Hundefutter. Optimierung der Tryptophanaufnahme: Um die Aufnahme von Tryptophan aus der Nahrung zu verbessern, sollten einige Aspekte beachtet werden. Der Proteingehalt im Futter sollte nicht zu hoch sein, um die Tryptophanaufnahme nicht negativ zu beeinflussen. Nach der Fütterung kann ruhige Bewegung dabei helfen, Tryptophan besser aufzunehmen. Eine ausreichende Zufuhr von Vitamin B, beispielsweise durch Bierhefe, ist ebenfalls förderlich. Zudem ist eine gute Fettbasis im Futter wichtig, zum Beispiel durch Zugabe von Leinöl oder Lachsöl, wobei darauf geachtet werden sollte, dass der Energiegehalt der Futterration insgesamt nicht zu hoch ist, insbesondere bei Hunden in der Wachstumsphase. Tryptophan als Nahrungsergänzungsmittel: Wenn du sicherstellen möchtest, dass dein Hund ausreichend Tryptophan aufnimmt, kannst du es auch in Form eines Nahrungsergänzungsmittels geben. Es gibt verschiedene Produkte auf dem Markt, aber achte darauf, dass sie gut verträgliche Inhaltsstoffe enthalten und deinem Hund schmecken. Ein empfehlenswertes Produkt sind die "Comfort Sensitiv Tabs" von Purapep®. Diese Tabletten enthalten neben Tryptophan auch wichtige B-Vitamine und Magnesium. Sie können entweder pur oder zusammen mit einer kleinen Menge Futter gegeben werden. Weitere pflanzliche Unterstützungsmittel: Neben Tryptophan gibt es noch andere pflanzliche Inhaltsstoffe, die beruhigende Eigenschaften haben und Stress bei Hunden reduzieren können. Ein Beispiel ist Alpha-Casozepin, ein Peptid, das aus Milchproteinen gewonnen wird und in dem Produkt Zylkene® enthalten ist. Zylkene® kann in verschiedenen stressigen Situationen wie Trennungsangst, Umzügen, Reisen oder bei lauten Geräuschen eingesetzt werden. Ein weiteres pflanzliches Mittel ist Anxitane®, das auf L-Theanin basiert, einer Aminosäure, die in grünem Tee vorkommt. Anxitane® kann helfen, Stress und Angst abzubauen, ohne den Hund zu sedieren oder zu beeinträchtigen. Fazit: Die Unterstützung des Trainings von problematischem Hundeverhalten durch pflanzliche Inhaltsstoffe kann eine wertvolle Ergänzung sein, um Stressreaktionen bei Hunden zu reduzieren. Tryptophan als Vorstufe von Serotonin spielt dabei eine wichtige Rolle. Eine ausgewogene Ernährung mit Tryptophan-reichen Lebensmitteln sowie die Optimierung der Tryptophanaufnahme können helfen, den Serotoninspiegel zu erhöhen. Zusätzlich können Nahrungsergänzungsmittel wie die "Comfort Sensitiv Tabs" von Purapep®, Zylkene® oder Anxitane® eine natürliche Unterstützung bieten. Denke jedoch daran, dass eine individuelle Betreuung durch einen Trainer oder eine Trainerin immer die Grundlage für erfolgreiches Hundetraining sein sollte. Valérie’s Blog und viele weitere spannende Artikel findest du hier: https://faq-hund.de/blog/
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